Onlineelterninformationsabend „Mobbing/Cybermobbing“
Am Dienstag, den 18. Januar 2022 fand aufgrund der derzeitigen Coronasituation um 19.00 Uhr der Elterninformationsabend vom Amt für Jugend und Familie zum Thema „Mobbing/Cybermobbing“ Online über Teams statt. Es nahmen 24 interessierte Eltern und sogar einige Schülerinnen an der Veranstaltung teil.
Frau Femke Hardt und Herr Leonhard Greither vom Amt für Jugend und Familie stellten sich kurz vor. Herr Greither leitete den Vortrag und informierte zunächst die Eltern über die Definition von Mobbing.
Jemand wird bedrängt, belästigt und schikaniert über einen längeren Zeitpunkt. Es handelt sich hier um einen massiven Eingriff in das Leben und handeln eines anderen Menschen.
Unter Cybermobbing wird Mobbing mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel (z.B. über Whats App, Facebook, Instagram, Snapchat,…) verstanden.
Schnell werden Fotos, Videos, etc. gemacht, da Smartphones nahezu überall vorhanden sind. Das große Problem hierbei ist, dass somit alles im Internet landet und deshalb nur schwer oder nicht mehr löschbar ist.
Cybermobbing stellt einen massiven Eingriff rund um die Uhr dar, das Publikum ist unüberschaubar groß und die Täter (=Cyberbullies) können auch anonym agieren.
Herr Greither erklärte auch die Funktionen von Cybermobbing. Die Entlastung der Jugendlichen mit Problemen ist entscheidend, diese suchen ein Ventil, um eigenen Zorn loszuwerden. Sie suchen nach Anerkennung, wollen Macht demonstrieren, wollen Stärkung des Gemeinschaftsgefühls dadurch erreichen oder sie mobben aus Angst, um selbst nicht Opfer zu werden.
Auslöser von Cybermobbing:
- Mobbing = Teil der Normalität
- Langeweile
- Konflikte in Klassengemeinschaft
- Freundschaften verändern sich
- Unerwünschte Veröffentlichung von persönlichen Infos
Mobbing entsteht harmlos & schleichend, Angriffe werden immer härter und stärker.
Mögliche Vorurteile gegenüber Mobbing sind beispielsweise, dass es ein Modewort bzw. Thema sei, der „Gemobbte sei selbst Schuld“ und dass Jugendliche ihre Angelegenheiten selbst klären müssten. (Dies ist nicht der Fall, da ein Machtverhältnis besteht). Dass Mobbing durch schlechte Noten entstehe, ist ebenfalls ein Vorurteil.
Bei Schülermobbing bestehen Angriffe auf Mitteilungsebene, der Beziehungsebene und Angriffe auf das soziale Ansehen (z.B. Gerüchte, die Ansehen schaden können, Lügen, ignorieren, wichtige Informationen nicht weitergeben, Telefonterror, …)
Er stellte klar, dass es 4 eindeutige Anzeichen für Mobbing gibt:
- Kräfteungleichgewicht/Machtungleichgewicht (d.h. Opfer steht einem oder mehreren Tätern alleine gegenüber)
- Häufigkeit (mindestens 1x pro Woche oder öfter)
- Dauer (längerer Zeitraum, wiederholt & systematisch)
- Konfliktlösung (Betroffener kann Mobbingprozess nicht selbstständig beenden)
Anzeichen für Mobbingopfer:
Emotional: Persönlichkeitsveränderung, Opfer entwickeln Stimmungsschwankungen, unkontrollierte Wutausbrüche, depressive Verstimmungen bis hin zu Suicidgedanken
Körperlich: z.B. Kopf-, Bauchschmerzen, Nervöse Ticks, blaue Flecken
Sozialverhalten: Selbstbewusstsein und –vertrauen wird geringer bis hin zu Verlust dessen, Rückzug von Freunden und Familie, Verhaltensprobleme
Schule: Opfer geht nicht gerne in die Schule, es wird nichts mehr erzählt, Klassenausflüge werden nicht wahrgenommen, Rückzug von Klassenkameraden und Leistungsabfall
Familie: Opfer geht ungern raus (am liebsten isoliert im eigenen Zimmer)
Ursachen von Mobbing können ein geringes Selbstwertgefühl, körperliche Schwäche oder Ängstlichkeit und Aggressionsgehemmtheit sein, sind vielfältig, aber von Fall zu Fall verschieden.
Mobbing kann aber Jeden treffen!!
Ursachen von Mobbing/Täter:
- Kann jeder werden
- Verhalten
- Täterkennzeichen (Impulsives Verhalten, wenig Empathie & Einfühlungsvermögen, geringes Selbstwertgefühl, keine Konfliktlösungsstrategien, eigene Probleme, …)
Herr Greither zeigte den Mobbingprozess in 3 Phasen auf:
1. Phase: Explorationsstadium
Hier wird das Opfer ausgesucht (durch kleine Gemeinheiten), Mitschüler greifen noch nicht ein.
= noch Beobachtungsphase
2. Phase: Konsolidierungsstadium
Es beginnen systematische Attacken, wenn der Prozess durchbrochen werden soll, MUSS das in dieser Phase geschehen. Hier spielt das Verhalten der Lehrer & Mitschüler eine entscheidende Rolle. Der/die Täter/in werden das „Nichteingreifen“ als Billigung.
3. Phase: Manifestationsstadium
Täter hat es geschafft, die Klasse zu überzeugen, dass Attacken gegenüber dem Opfer gerechtfertigt sind! Rolle des Opfers ist irreversibel festgelegt. Der/die Täter erzielt Anerkennung & aktive Unterstützung von der Klassengemeinschaft. Das Opfer wird/ist isoliert.
Tipps für Eltern des Opfers:
- Unterstützung der Eltern/ Urvertrauen schaffen
- Zeit zuzuhören/hinzusehen
- Einbeziehung der Schule
- Professionelle Hilfe (Erziehungsberatungsstelle)
- Ihr Kind hat keine Schuld!
Tipps für Eltern des Täters:
- Beziehung aufbauen
- Keine Duldung von Gewalt
- Konsequentes Erziehungsverhalten/ Regeln aufstellen, die bei Nichteinhaltung sanktioniert werden!
Mögliche Maßnahmen auf Schulebene:
- Fragebögen
- Pädagogische Tage
- Projekte
- Pausenaufsicht
- Schulinterne Fortbildung
- Klassenregeln/Klassengespräche
- Aufgreifen des Themas im Unterricht
- Elternbeirat miteinbeziehen
Mögliche Maßnahmen auf individueller Ebene wären Gespräche, Hilfen im familiären Bereich und Klassen- bzw. Schulwechsel.
Hilfen/Anlaufstellen:
Amt für Jugend und Familie
Claudia Koch 08041/505455
Jugendschutz:
Frau Hardt: 08041-505-628
Herr Greither: 08041-505-664
Email: Jugendschutz@lra-toelz.de
Ökumenische Erziehungsberatungsstelle für Familien, Eltern(-teile), Kinder, Jugendliche, Bezugspersonen und Fachkräfte
Tel.: 08041 79316 130
Fax: 08041 79316 137
Mail: eb-toelz@caritasmuenchen.de
München, Netzwerk Mobbing Prävention, jiz-muenchen.de, 089-90939094
Denken Sie immer daran, dass nicht jede Form der Gewalt Mobbing ist, aber Mobbing ist immer Gewalt!
Wir bedanken uns bei Frau Hardt und Herrn Greither vom Amt für Jugend & Familie für den interessanten Onlineelternvortrag und bei den Eltern und natürlich den Schülerinnen für das große Interesse & deren Teilnahme.
Regina Gascha
(Dipl. Soz. Päd. (FH))